Kinder- und Jugendtheater in die Planungen für Neubau oder Sanierung der Städtischen Bühnen miteinbeziehen
Die Stadtverordnetenversammlung möge beschließen:
- Der Magistrat wird aufgefordert zu prüfen und zu berichten, wie ein Kinder- und Jugendtheater in die Planungen für einen Neubau oder eine Sanierung der Städtischen Bühnen miteinbezogen werden kann.
- Des Weiteren wird der Magistrat aufgefordert zu prüfen und zu berichten, wie und ab wann ein Kinder- und Jugendtheater als eigene Sparte in die Städtischen Bühnen integriert werden könnte.
- Des Weiteren wird der Magistrat aufgefordert zu prüfen und zu berichten, wie ein unabhängiges, eigenständiges Kinder- und Jugendtheater im Gebäude der Städtischen Bühnen umgesetzt werden könnte, ohne, dass es zu einer Sparte der Städtischen Bühnen wird.
Begründung:
Mit dem Beschluss § 1054 der Stadtverordnetenversammlung vom 23.02.2017 wurde der Magistrat beauftragt, ein eigenständiges Kinder- und Jugendtheater zu planen und zu konzeptionieren sowie ein Konzept für die Umnutzung und Sanierung des Zoo-Gesellschaftshauses zu erarbeiten. Zu diesem Zeitpunkt konnten die Stadtverordneten nicht wissen, dass im Juni 2017 eine Machbarkeitsstudie zu den Städtischen Bühnen vorgestellt wird, die Kosten für Neubau oder Sanierung in Höhe von knapp 900 Millionen Euro veranschlagt. Auch wenn diese Kosten noch reduziert werden können, kommt eine finanzielle Belastung auf die Stadt zu, die es notwendig macht, die Sanierung des Zoo-Gesellschaftshauses für ein eigenständiges städtisches Kinder- und Jugendtheater und die Kosten, die damit verbunden sind, zu überdenken.
Der frühere Intendant des Schauspiels Frankfurt, Oliver Reese, teilte im Dezember 2007 mit (NR 919/2008), dass es voraussichtlich 1,5 Millionen Euro kosten würde, eine eigene Sparte Kinder- und Jugendtheater am Schauspiel Frankfurt einzurichten. Dieser Betrag dürfte erheblich unter den Kosten liegen, die für die Sanierung eines Zoo-Gesellschaftshauses und den damit verbunden finanziellen Mitteln für Verwaltung, Technik etc. veranschlagt werden müssten. Wird das Kinder- und Jugendtheater als Sparte in die Städtischen Bühnen integriert, kann es vorhandene Kompetenzen und entsprechende Rahmenbedingungen (z. Bsp. in Verwaltung, Theaterpädagogik etc.) nutzen und diese ggf. ausbauen.
Zudem ist die zentrale Erreichbarkeit der Städtischen Bühnen am Willy-Brandt-Platz ein wichtiger Faktor für das Publikum eines Kinder- und Jugendtheaters. Es könnten viele positive Synergien entstehen, wenn das Kinder- und Jugendtheater im gleichen Haus wie Schauspiel und Oper angesiedelt wäre. Schauspieler, Sänger, Musiker, Theaterpädagogen, Bühnen- und Maskenbildner sind für die Mitarbeiter des Kinder- und Jugendtheaters sowie die jungen Talente unmittelbar für verschiedene Projekte, Vorhaben etc. erreichbar. Außerdem könnten neue und jüngere Besuchergruppen für Theater und Oper erschlossen werden, die sich bereits als Kind, Jugendlicher für Schauspiel und Gesang begeistern und auch als Erwachsener noch im Publikum sitzen werden.
In Frankfurt hat sich bereits eine sehr große, vielseitige Kinder- und Jugendtheaterlandschaft entwickelt. Der Bau oder vielmehr die Sanierung des Zoo-Gesellschaftshauses für ein eigenständiges Kinder- und Jugendtheater ist aus diesem Grund nicht zwingend notwendig. Eine eigene Sparte Kinder- und Jugendtheater an den Städtischen Bühnen ist deshalb eine sinnvolle Ergänzung zu den vielen freien und/oder mobilen Kinder- und Jugendtheatern in den einzelnen Stadtteilen. Außerdem kann ein Kinder- und Jugendtheater als eigene Sparte an den Städtischen Bühnen von dem hervorragenden Ruf von Schauspiel und Oper profitieren. Es hat damit die beste Grundlage und Unterstützung, um sich selbst ein ausgezeichnetes Image über Stadt-, Landes- und Bundesgrenzen hinweg aufzubauen. Gleichzeitig soll das Kinder- und Jugendtheater keine bedrohende Konkurrenz für die vielen bestehenden freien und mobilen Kinder- und Jugendtheater darstellen, sondern sich mit diesen vernetzen. Die Theatergruppen der freien Szene können weiterhin mit ihren Stücken und theaterpädagogischen Angeboten zu ihrem jungen Publikum in die Stadtteile kommen. Diese Theaterarbeit direkt vor Ort – für Schulen, Kindergärten etc. – ist besonders wichtig und sollte auch weiterhin unterstützt und ggf. ausgebaut werden.
Die genannten Beispiele belegen, dass die Überlegungen für ein Kinder- und Jugendtheater nicht unabhängig, separat von den Planungen für Neubau oder Sanierung der Städtischen Bühnen geführt werden sollten. Vielmehr sollten beide Großprojekte gemeinsam geplant werden, damit die finanzielle Belastung für die Stadt ̶ durch die Sanierung des Zoo-Gesellschaftshauses für ein Kinder- und Jugendtheater ̶ nicht noch größer wird.
Antragsteller:
Stv. Stefan von Wangenheim
gez.: Stv. Annette Rinn, Fraktionsvorsitzende