Villa Kennedy

In einem Artikel über ein Buch zur Geschichte der Villa Kennedy erwähnt die FAZ, 18.05.2017, die Erkenntnis des Buchautors, dass im Institut für Stadtgeschichte eine Liste der 170 „arisierten“ Grundstücke und Immobilien verwahrt wird, die zwischen 1933 und 1945 in den Besitz der Stadt gelangten. Es sei für den Autor unverständlich, weshalb diese Liste des Unrechtes noch nie veröffentlicht wurde. Andere Städte hingegen hätten vergleichbare Aufstellungen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Es bestehe also in Frankfurt dringender Nachholbedarf.

Vor diesem Hintergrund frage ich den Magistrat:

Wie kommentiert der Magistrat diese Erkenntnis des Buchautors, und wann wird die Liste veröffentlicht?

 

Antwort des Magistrats:

Sehr geehrter Herr Stadtverordneter von Wangenheim!

Der Autor hat durchaus Recht. Es besteht diesbezüglich Nachholbedarf. Herr Dieter Wesp selbst hat sich im Rahmen seiner Arbeit als StadtteilHistoriker der Stiftung Polytechnische Gesellschaft am Beispiel der Villa Kennedy intensiv mit der Thematik befasst, sich um die Aufklärung verdient gemacht und hat die genannte Liste in seinem Buch „Villa Kennedy: Wohnhaus Forschungslabor Luxushotel“ veröffentlicht. Allerdings gilt auch Folgendes: Die besagte Liste befindet sich in der Magistratsakte 9.797 im Institut für Stadtgeschichte. Sie ist dort jedermann zugänglich. Eine unkommentierte Veröffentlichung der Liste alleine in verschiedenen Medien ist aus Sicht des Magistrates nicht zielführend. Für eine Kommentierung besteht allerdings noch Klärungsbedarf.

In diesem Zusammenhang dient zur Kenntnis, dass Frau Doris Eizenhöfer zurzeit eine Doktorarbeit an der Goethe-Universität mit dem Arbeitstitel „Die Arisierung von Grundbesitz durch die Stadt Frankfurt am Main im Zeitraum 1933-1945“ erarbeitet und dass in diesem Zusammenhang auch die Liste des Bauamts aus dem Jahr 1945, Magistratsakte 9.797, eine wissenschaftliche Einordung erfahren wird.

Außerdem hat das Institut für Stadtgeschichte im Vorgriff auf die Dissertation bereits vor einiger Zeit Kontakt mit Herrn Wesp aufgenommen und mit ihm für den 06.11.2017 einen Vortrag über die von Stadtbaurat Adolf Miersch verfasste Liste der Kaufverträge vereinbart. Für das Wissensportal www.frankfurt1933-1945.de hat Herr Wesp bereits den Beitrag „Villa Beit von Speyer: Ein Beispiel der .Arisierung‘ jüdischer Immobilien durch die Stadt Frankfurt am Main“ verfasst, daher beabsichtigt  das Institut für Stadtgeschichte, ihn im Zuge des vorgesehenen Relaunchs des Portals mit der Erarbeitung eines Artikels über die von ihm in der Magistratsakte 9.797 aufgefundene Bauamts-Liste zu beauftragen.

Eine weitergehende Bewertung der Thematik durch die städtischen Institutionen und Gremien wird für den Zeitraum nach Veröffentlichung der Dissertation für sinnvoll erachtet.

 

Antragstellende Person(en):
Stadtv. Stefan Freiherr von Wangenheim